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5. Trends der Gasturbinentechnik, Risiken und Chancen

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 Sollen wir die Ersten sein, die sich ein Auto mit dieser neuen Technologie zulegen? Wie oft standen wir schon vor dieser Gewissensfrage! Denken wir nur an die frühe Zeit der Abgaskatalysatoren. Zwar liegt uns die Umwelt am Herzen, und einen lukrativen Steuervorteil gibt es auch. Aber wird der Spritverbrauch erträglich bleiben? Sind die hohen Kosten wirklich gerechtfertigt? Wie sieht’s mit der Lebensdauer aus? Und was ist mit durchgebrannten Katalysatoren? War da nicht etwas mit einem brennenden Auto? Was ist, wenn ich ausnahmsweise den falschen Kraftstoff tanke? Ist dann eine extrem kostspielige Reparatur fällig? Wenn nun der TÜV bei der nächsten Inspektion am Katalysator einen Mangel findet? Fragen über Fragen im Zusammenhang mit der Einführung einer neuen Technologie.

Dies sind auch Fragen die den Betreiber bei Beschaffung oder Nachrüstung einer Gasturbine bewegen. Er will in der Lage sein, sich selbst ein Bild aus den verschiedenen Informationen zu machen. Denn der Verdacht ist nicht abwegig, dass die Interessenlagen der unterschiedlichen Quellen sich nicht unbedingt mit der eigenen decken. Im Vordergrund steht die nachweislich gute Erfahrung unter aussagefähigen Betriebsbedingungen. Keiner will Versuchskaninchen sein. Und wenn, dann nur mit ausreichenden Garantien und Vorteilen, die ein eventuelles Risiko ausgleichen. Denn es gilt auch hier: Einen entscheidenden Vorteil bekommt man nur, wenn man auch ein gewisses Risiko akzeptiert.

Für den Betreiber ist es von großer Bedeutung, über neue Trends der Gasturbinentechnik, deren Vorteile und Schwächen Bescheid zu wissen. Dies soll ihm bei seinen Investitionsentscheidungen mehr Sicherheit geben und helfen, unnötige Risiken zu vermeiden.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die neuen Technologien in Gasturbinen meist auf die Flugtriebwerkstechnik zurückgehen. Vorreiter ist traditionell der militärische Bereich. Solche Technologien sind im Rahmen der militärischen Serieneinführung an einer Vielzahl von Maschinen und in umfangreichen Versuchsläufen erprobt worden. Die Weiterentwicklung, insbesondere zu längeren Laufzeiten, erfolgt im zivilen Einsatz.

Der Umfang dieser Erprobungen und Nachweise geht gewöhnlich weit über das hinaus, was bei der typischen kleinen Zahl und den begrenzteren Entwicklungsbudgets spezieller Industriegasturbinen („schwere Bauweise“) möglich ist. Diesem Vorteil der Derivate steht der Nachteil vergleichsweise kürzerer Lebensdauern gegenüber. Selbst Laufzeiten ziviler Triebwerke von ca. 20 000 Betriebsstunden zwischen großen Überholungen entsprechen immer noch nicht den Erwartungen der Industrieanwendung.

Betrieb und Wartung von Fluggasturbinen unterscheiden sich deutlich von der typischen Industrieanwendung. In diesem Zusammenhang sei auf die Low-NOx-Problematik ( "Bild 3.2.2-5") verwiesen: In Industriegasturbinen kommen Verfahren wie Wasser- oder Dampfeinspritzung zur Anwendung ( "Bild 3.2.2-3") oder Dry-Low-NOx-Technologien mit Sonderkonstruktionen, die wegen ihres Volumens und Gewichts nicht in Flugtriebwerken angewendet werden können. Die Konversion von Flugturbinen und Flugturbinentechnologie zum industriespezifischen Einsatz ist somit einerseits vorteilhaft, andererseits aber auch nicht unproblematisch. Für den Betreiber ist es von großer Bedeutung, welche Erfahrungen vorliegen, die Rückschlüsse auf das Verhalten unter individuell besonderen Betriebsbedingungen zulassen. Ein gesundes Maß an Skepsis ist angebracht und sollte bei der Beschaffung in die Vereinbarungen einfließen.

Bild 5-1

"Bild 5-1": Welche Technologien sind für Industriegasturbinen zu erwarten? Zu dieser Frage soll aus Sicht des Autors Stellung genommen werden. Die folgenden Zeitbegriffe beziehen sich auf ca. 2005.

Einführung: Die Serienanwendung hat bereits begonnen.

Kurzfristig: Innerhalb der nächsten 5 Jahre in Serienanwendung.

Mittelfristig: Innerhalb von ca. 10 Jahren

de/5/5.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/16 10:11 von ittm_indgasturbde