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3. Betriebsbeanspruchung und Betriebsverhalten der Komponenten

 Als engagierter Autobesitzer wissen Sie natürlich über technische Daten und “Innenleben” Bescheid. Bei Fachgesprächen mit Kollegen oder der Werkstatt sind Sie in der Lage, grobe Unrichtigkeiten, wie z.B. utopische Angaben über Verbrauch oder Lebensdauer, zu erkennen und zu relativieren. Den vertretbaren Aufwand für eine etwaige Reparatur können Sie abschätzen. Sie wissen warum bestimmte Wartungsarbeiten durchzuführen sind und welche Risiken die Nichteinhaltung der Wartungsintervalle birgt. Es ist Ihnen möglich, aus dem Verhalten des Geräts und den Symptomen auf die wahrscheinlich betroffenen Komponenten sowie auf das Risiko eines Weiterbetriebs zu schließen. Die gleichen Möglichkeiten soll Ihnen dieses Kapitel für Ihre Gasturbine vermitteln.

Wie dargestellt, ist eine gewisse Fachkenntnis Voraussetzung für den erfolgreichen Betrieb einer Gasturbine. Hierzu gehört die realistische Beurteilung von Abweichungen und Betriebsbesonderheiten sowie die Wertung technischer Empfehlungen und Angebote. Auch die Einschätzung von Risiken, seien sie nun technischer oder finanzieller Art, sollte dem Betreiber wenigstens in Ansätzen möglich sein - kurzum, es geht um das “Ingenieurgefühl”. Die Voraussetzung für die Urteilsfähigkeit ist ein Grundverständnis der Gasturbinentechnik. Auch die Nutzung und Einordnung von Informationen aus der Literatur, von Herstellern und Betreibern ist wichtig. Nicht zuletzt erhält man damit einen Schlüssel zu Informationen im “Smalltalk” mit Fachkollegen und/ oder auf Konferenzen. Externe und interne Weiterbildung sind ebenfalls „Informationsbörsen“. Aus solchen Quellen ergeben sich wichtige Informationen, wenn man sie erst einmal erkannt hat. Um diese Chance zu nutzen, ist eine gewisse Begriffssicherheit und sind Grundkenntnisse Voraussetzung. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass ein Gasturbinenbetreiber die “Sprache” seiner Kollegen und des fachlichen Umfelds verstehen sollte ( "Bild 3.1-1" und "Bild 3.1-2"), um nicht als Außenseiter behandelt zu werden oder sich so zu fühlen.

Man kommt also nicht darum herum, sich mit der fachlichen Materie zu beschäftigen. Natürlich ist dies teilweise etwas “trocken” und zugegeben auch mühsam. Der Autor hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die technischen Hintergründe so zu erklären und darzustellen, dass das Interesse des Praktikers geweckt wird. Dabei stand die Wissenschaft nicht im Vordergrund. Es wurden jedoch unzulässige Vereinfachungen vermieden. Der Umfang dieses Buchs lässt es natürlich nicht zu, jedes Detail erschöpfend abzuhandeln. Andererseits wird ein möglichst weites Spektrum interessanter Effekte und Probleme dargestellt. Weitaus umfangreichere und ergänzende Informationen enthält die Buchreihe „Problemorientierte Triebwerkstechnik“, obwohl sie sich mit Flugtriebwerken beschäftigt.

Die folgenden Kapitel enthalten zu jeder wichtigen Baugruppe eine Beschreibung der spezifischen Betriebsbedingungen und des Betriebsverhaltens. In gesonderten Kapiteln wird dann auf Probleme, deren Ursachen und geeignete Ansätze für Abhilfen eingegangen. Begonnen wird mit dem Verdichter. Darauf werden die in Strömungsrichtung folgenden Komponenten behandelt. Zum Schluss folgen die Anbauaggregate sowie die Peripherie.

Bild 3.1-1

"Bild 3.1-1": Nachvollziehbare und eindeutige Angaben zu Positionen der Maschinenkomponenten in Anlagen sind von großer Bedeutung ( "Bild 3.1-2"). Das ist an den folgenden Beispielen leicht erkennbar:

  • Beschreibung eines Problems. Beispielsweise um dem OEM Analysen für gezielte Maßnahmen zu ermöglichen.
  • Angaben zu Ersatzteilen.
  • Richtige Ausführung von Montageanweisungen und Arbeitsvorbereitung.
  • Verständnis von Überholhandbüchern und Vorschriften.

Aus diesem Grund haben sich allgemeine, auch in anderen Kultur- und Sprachkreisen verständliche Bezeichnungen durchgesetzt. Hierzu gehört die Kennzeichnung einer Umfangsposition mit Hilfe der Zeigerstellung einer Uhr.

Wichtig ist bei Position und Drehrichtung die vorausgesetzte Blickrichtung. Sie muss klar sein und ist üblicherweise nach vorne zum Lufteintritt gerichtet.

Bild 3.1-2

"Bild 3.1-2": Die axiale Position in einer Gasturbine folgt Regeln. Sie richtet sich nach der Lage der Hauptkomponenten bzw. deren Anfang (Eintritt) und Ende (Austritt). Dies ist besonders bei Mehrwellenmaschinen mit ihrem relativ komplexen Aufbau hilfreich.

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