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4.1.2 Die Revision (Große Inspektion)

Die Revision ( "Bild 4.1-1") erfolgt im weitestgehend geöffneten Zustand der Maschine und beinhaltet Pflege und Wartungsarbeiten. Wird festgestellt, dass der Austausch von Komponenten notwendig ist, kann eine Instandsetzung erforderlich werden. Sie ist damit eine wichtige Maßnahme zur Verhütung von Schäden. Dazu ist ein geplanter Stillstand der Maschine notwendig. Dieser wird natürlich so gelegt, dass der Ausfall ohne unzulässige Auswirkungen auf die normalen Arbeitsabläufe bleibt und nicht bei industriellen Prozessen zu einem Produktionsausfall führt.

Der zeitliche und finanzielle Aufwand der Hauptinspektion hängt von der Maschinenkonstruktion und den betroffenen Teilen ab. Zeiten von zumindest mehreren Tagen sind einzuplanen. Müssen teure Komponenten wegen Ablauf der vorgesehenen Lebensdauer oder unerwarteter Schädigungen ausgetauscht werden, interessiert neben den Ersatzkosten die sofortige Verfügbarkeit. Eine Lagerhaltung solcher Teile ist kostspielig und wird deshalb minimiert. Das kann zu sehr unangenehmen Engpässen führen. Wichtig ist deshalb eine gute Planung. Dafür sind möglichst vorher die betroffenen Bauteile bereits vollständig zu identifizieren. Oft ist es jedoch erst dann möglich, über die Weiterverwendung von Bauteilen (z.B. Turbinenschaufeln) zu entscheiden, wenn sie einer Untersuchung im ausgebauten Zustand zugänglich sind. Solche Untersuchungen können ebenfalls Tage benötigen. Diese Zeit ist notwendig, bis entschieden werden kann, ob die Bauteile zunächst in der Maschine verbleiben. Dabei ist zu berücksichtigen, ob bei der nächsten Überholung die Schädigung noch reparierbar ist oder Neuteile zum Einsatz kommen müssen ( "Bild 4.1-2"). Eine alternative Möglichkeit ist ein frühzeitiger Austausch gegen reparierte und/oder Neuteile um die beanstandeten Teile reparieren zu können. Das Abwarten bis eine Reparatur erfolgte (z.B. Nachbeschichtung) dürfte sich für einen Tausch während der aktuellen Revision in den meisten Fällen aus Zeitgründen verbieten. Selbst in günstig gelagerten Fällen kann eine “Crash-Aktion“ im Bereich einer Woche liegen.

 Auf eine besondere Problematik des Austauschs gelaufener Bauteile gegen Neuteile sei noch hingewiesen. Als privater Besitzer eines Autos kennen wir das Problem vom Einbau neuer dichter Kolben in einen alten Motor. Das kann dazu führen, dass durch die erhöhte Leistung eine verschlissene Kurbelwellen- oder Pleuellagerung nunmehr überlastet wird. Mit einem kapitalen Schaden ist dann kurzfristig zu rechnen.

Ähnliches ist im übertragenen Sinn auch in einer Gasturbine möglich. Das ist der Fall, wenn nach der Überholung eine erhöhte Leistungsabgabe andere Komponenten stärker belastet. Der Betreiber sollte sich also gegebenenfalls beim OEM vergewissern, ob in dieser Richtung Bedenken vorliegen.

Wünschenswert wäre bei Zugänglichkeit eine aussagefähige Überprüfung eingebauter Bauteile auf beginnende Schäden durch Rissbildung. Meist reichen jedoch die derzeit für den praktischen Einsatz zur Verfügung stehenden Verfahren, wie Eindringprüfung, Ultraschall-, Röntgenoder Wirbelstromprüfung nicht aus. Auf diesem Gebiet sind verstärkte Anstrengungen zu empfehlen, mit dem Ziel Inspektions- und Überholungskosten zu senken (siehe Kapitel 5.3).

Neue Dichtungen mit geringerer Leckströmung können die Kräfte auf die Hauptlager beeinflussen ( "Bild 2.5-2"). Nach einem Modultausch (Bild 4.2-6) besteht z.B. die erhöhte Gefahr, dass ein Labyrinth beim Anstreifen an einem verbliebenen gealterten Belag, katastrophal versagt ( "Bild 4.2-3").

Es sei hier auf eine in "Bild 4.1-2" erkennbare Problematik hingewiesen. Erfahrungsgemäß birgt jede Revision selbst statistisch ein gewisses Schadensrisiko. Entsprechend der Badewannenkurve ( "Bild 4.1-9") ist, nachdem an einer Maschine umfangreichere Arbeiten vorgenommen wurden, bei der erneuten Inbetriebnahme und während der ersten Laufstunden von einem erhöhten Schadensrisiko auszugehen. Dies steigt insbesondere bei Öffnung der Gehäuse und einer teilweisen Demontage. Gründe sind Montagefehler, Fremdkörpereinbringung oder ungeeignete Betriebsmedien.

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